Die Erde hat mal wieder die Sonne umlaufen, wieder zieht ein Jahr dahin und wieder muss ich mich fühlen wie ein Stubenhocker, weil ich die Silvesternacht lieber hinter verschlossenen Türen bei einem japanischen Festmahl verbringen möchte – mit einem Lieblingsgetränk vielleicht, ausgestreckten Beinen und einer spannenden Serie. Blicke ich dem neuen Jahr entgegen, fällt mir aber vor allem eins auf: Was wird das bitte für ein fettes Serienjahr? Holla.
Autor: Alper K. Turfan
Da kommen einige Hochkaräter auf uns zu. Damit meine ich nicht nur weitere Staffeln sowieso schon bestehender und gefeierter Serien. Das Game-of-Thrones-Spin-off „House of the Dragon“ zum Beispiel wird nach zwei Jahren fortgesetzt (endlich!), die herrlich dreckige Superhelden-Satire „The Boys“ bekommt eine vierte Staffel (juhu!) und vielleicht schafft ja die zweite Staffel der vielgescholtenen Herr-der-Ringe-Serie „Ringe der Macht“ Gandalfs versenkten Karren aus dem Dreck zu ziehen (wahrscheinlich nicht).
Achja, „Severance“ wird ebenfalls fortgesetzt und das ist eine Serie auf Apple TV+, die sich wirklich niemand entgehen lassen sollte. Auch „Squid Game“ und „Arcane“ werden fortgeführt… Da lacht das Serienherz, während die Vernunft sich fragt, woher man all die nötige Zeit auftreiben soll. Das war aber noch lange nicht das Ende der zeitraubenden Serienstange. Ich habe mir mal fünf brandneue Stoffe herausgepickt, die uns auf den verschiedensten Streaming-Diensten im neuen Jahr zugespült werden.
1. Masters of the Air (Apple TV+, Januar 2024)
Gleich Ende Januar erwartet uns mit „Masters of the Air“ ein potenzielles Juwel. Vor vielen Jahren produzierte Steven Spielberg mit „Band of Brothers“ und „The Pacific“ zwei grandiose Serien, die im Zweiten Weltkrieg spielten und große Fangemeinden angesammelt haben. Lange spielte man mit dem Gedanken eine dritte Serie in diesem filmischen Universum anzusiedeln und über ein Jahrzehnt später ist es nun so weit: Masters of the Air wird sich um eine Air-Force-Einheit im Zweiten Weltkrieg drehen. Mit von der Partie ist Elvis-Darsteller Austin Butler. Eine Viertelmilliarde US-Dollar soll das Mammutprojekten kosten. Das verspricht Nervenkitzel und eine weitere berührende Kriegsgeschichte.
2. Shōgun (Disney+, Februar 2024)
In einer ganz anderen Zeit aber ebenfalls in einem Krieg wird „Shōgun“ spielen, die Adaption eines hocherfolgreichen Romans aus den 1970ern. Im Japan des 17. Jahrhunderts steigt ein schiffbrüchiger Seemann aus England vom Außenseiter zum Samurai auf, wird aber zum Spielball eines machthungrigen Daimyos. Der Trailer verspricht atemberaubende Bilder, komplexe Intrigen und einen unausweichlichen Krieg. Ob diese Neuauflage überzeugen kann, wird sich zeigen müssen, denn die klassische Serie mit Richard Chamberlain und Toshiro Mifune aus den Achtzigern hat große Fußspuren hinterlassen.
3. The Three-Body Problem (Netflix, März 2024)
Weit draußen im Weltall spielt hingegen“The Three-Body Problem“, zumindest große Teile davon. Die Science-Fiction-Serie basiert auf der sogenannten „Trisolaris“-Trilogie des preisgekrönten chinesischen Schriftstellers Liu Cixin. Überraschenderweise beginnen die Romane inmitten der Kulturrevolution im China der 1960er. Eine Astrophysikerin versucht Kontakt zu einer außerirdischen Spezies aufzunehmen. Damit nimmt eine hochkomplexe Geschichte ihren Lauf, die riesige Zeitspannen umfasst und zu weitreichenden Konsequenzen für die gesamte Menschheit führt. Die Schöpfer der im März startenden Serie sind keine Unbekannten. David Benioff und D.B. Weiss waren einst die gefeierten Showrunner von Game of Thrones. Manche lieben sie noch immer für die ersten Staffeln der Fantasy-Serie, viele aber hassen sie für die letzten Staffeln. Ob sie The Three-Body Problem in ein ähnliches weltweites Phänomen verwandeln können, bleibt abzuwarten.
4. Fallout (Amazon Prime Video, April 2024)
Nur einen Monat später, im April, startet eine Serie, auf die ich mich freue, weil ich bereits seit vielen Jahren Fan der gleichnamigen Videospiel-Reihe bin:“Fallout“. Die postapokalyptische Serie hat mit einem Teaser für große Augen gesorgt. Amazon arbeitet an dem Projekt mit Jonathan Nolan, dem ebenso begabten Bruder des berühmten Oppenheimer-Regisseurs Christopher Nolan. Dass er Serien umsetzen kann, hat er schon mit „Westworld“ bewiesen. Seine neue Serie soll nun eine originäre Geschichte aus dem Fallout-Universum erzählen. Die Welt von Fallout ist eine dystopische Vision der Zukunft, in der die Menschheit einen zerstörerischen Atomkrieg überlebt hat, im 22. Jahrhundert aus den lebensrettenden Bunkern klettert und eine neue Zivilisation aufbaut.
5. The Sympathizer (Wow & Sky, Startdatum unbekannt)
Realitätsnäher wird es wohl in „The Sympathizer“ zugehen. Die vielversprechende Serie kommt gefühlt aus dem Nichts. Die HBO-Satire dreht sich um einen vietnamesischen, kommunistischen Spion im Vietnamkrieg, der in die USA fliehen muss. Doch auch dort spioniert er eine Gruppe von Südvietnamesen aus. Das zugrundeliegende Buch von Viet Thanh Nguyen gewann 2016 den Pulitzerpreis. Als klinge das nicht spannend genug, werden mit Robert Downey jr. und Sandra Oh zwei Schauspiel-Schwergewichte mit von der Partie sein. Doch auch der Mann hinter der Serie macht gewaltig Eindruck: Der Südkoreaner Park Chan-Wook wird die Serie umsetzen und ihn liebe ich für Filme wie „Oldboy“ oder „I’m A Cyborg But That’s OK“. The Sympathizer könnte der Überraschungshit des Jahres werden, da bin ich mir sicher. Doch wann die Serie startet, ist noch unklar.
Klingt das nicht alles unheimlich vielversprechend? Aber… Mensch, jetzt habe ich gar nicht „Dune: The Prophecy“ erwähnt, das im Herbst 2024 kommen soll… Und was ist mit „The Penguin“, der Serie über den Batman-Bösewicht mit Colin Farrell? Die düstere Ermittler-Serie „True Detective“ soll auch eine neue Staffel bekommen… Hach, manchmal wünsche ich mir, die Tage wären länger… Gegen Silvester fange ich aber schon mal an und gucke endlich die Anime-Serie „Attack on Titan“, die seit diesem Jahr abgeschlossen ist und die ich schon seit Jahren auf meiner Watchlist vor mir herschiebe.
Ich wünsche allein einen guten Rutsch und ein frohes neues Serienjahr!
Fotos: Alper Turfan