Vorbildlich! Menschen, die uns inspirieren – Erich Frenzel

Seit 1995 betreibt Eric Frenzel Wintersport – damals war er gerade einmal sieben Jahre alt. Heute gilt der 35-Jährige mit 43 Weltcupsiegen, sieben WM-Titeln und drei Olympia-Gold-Medaillen als einer der erfolgreichsten Nordischen Kombinierer. Ende 2023 wurde er mit dem „Sparkassenpreis für Vorbilder im Sport“ geehrt. Im Interview verrät der frisch gebackene Bundestrainer, wie viel ihm diese Auszeichnung bedeutet und was seine Pläne für die Zukunft sind. Noch mehr zum Thema „Vorbildlich! Mensche, die uns inspirieren“ gibt es hier.

Das Interview führte Sarah Lohmann

Herr Frenzel, was bedeutet es Ihnen, als Vorbild im Sport ausgezeichnet worden zu sein?
Ich hatte schon das Ziel, in irgendeiner Weise ein Vorbild zu sein – sportlich, aber auch menschlich. Dass ich diese Bestätigung durch die Sparkasse bekommen habe, von außen so wahrgenommen zu werden – das ist wirklich etwas ganz Besonderes.

Also sind Sie gerne in der Rolle des Vorbilds?
Ich glaube, da wächst man über die Jahre einfach rein. Ich habe meinen Sport lange betrieben und tolle Erfolge erzielt. Wenn ich zu meinen Wurzeln zurückkehre und etwas weitergeben kann, ist das wirklich schön. Beispielsweise als Vorredner an Schulen ist es toll, wenn die Kinder einen anstrahlen, zuhören und etwas mitnehmen. Das war nicht immer so, ich musste auch erst warm werden mit der Vorbildrolle.

Haben Sie selbst auch Vorbilder?
Natürlich. Ich hatte immer Vorbilder, in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen – unter anderem waren das Sportler in meiner Sportart. Beispielsweise Ronny Ackermann oder auch der norwegische Skilangläufer Bjørn Dæhlie.

Wie fühlt es sich eigentlich an, einer der erfolgreichsten Nordischen Kombinierer zu sein?
Es fühlt sich für mich ganz normal an. Ich wollte immer bodenständig und authentisch bleiben und glaube, das ist mir ganz gut gelungen. Natürlich stieg mit den Erfolgen auch mein Ansehen, aber das war mir gar nicht so wichtig – in erster Linie wollte ich sportliche Leistungen bringen. Durch diese ganzen wertvollen Erlebnisse ist mein Selbstvertrauen gestiegen und ich bin stolz darauf, dass ich meine Ziele erreicht habe. Dafür bin sehr dankbar – verändert hat mich der Erfolg aber nicht.

Was war der schönste Moment für Sie in Ihrer sportlichen Karriere?
Das kann ich gar nicht sagen, weil jeder Moment etwas Besonderes gewesen ist. Was mich sehr geprägt hat, war mein erster Weltmeistertitel 2011 in Oslo – einer der traditionsreichsten Stätten im Wintersport. Aber auch die Olympiasiege waren sehr emotional.

Welche Träume möchten Sie sich noch erfüllen?
Ich möchte das, was ich mir aufgebaut habe und meine Erfahrungen weitergeben.

Wollten Sie schon als Kind Sportler werden?
Ich bin mit dem Sport aufgewachsen. Meine Eltern waren im Verein, mein Vater Übungsleiter. In der siebten Klasse bin ich auf das Sportinternat in Oberwiesenthal gegangen – dort kamen dann die Träume und Ziele auf. Dass so eine Karriere daraus wird, habe ich natürlich nicht erwartet.

Und wie kamen Sie zur Königsdisziplin des Nordischen Skisports?
Gebürtig komme ich aus Geyer im Erzgebirge – dort hat der Wintersport natürlich traditionelle Wurzeln. Was für viele Fußball ist, ist dort der Wintersport und so kam es, dass ich mit fünf, sechs Jahren meine ersten Sprünge gemacht habe. Dann kamen nationale Wettkämpfe mit dem deutschen Schülercup und auf dem Internat Continental Cups auf internationaler Ebene.

Was muss man mitbringen, um in dieser Disziplin erfolgreich zu sein?
Die Nordische Kombination ist eine Sportart, die viel Flexibilität fordert, aber auch Ausdauer, Kraft und ein gutes Körpergefühl, um die Balance zwischen den beiden Sportarten zu finden. Die Körperkonstitution in Bezug auf Größe und Gewicht muss passen. Ansonsten sollte man Spaß an dem Sport haben, bereit sein, Zeit ins Training und in die eigene Weiterentwicklung zu investieren.

Sie haben nun die Seiten gewechselt, vom Sportler zum Bundestrainer – warum?
Zum einen hat es mich sehr geehrt, der Wunschkandidat des Deutschen Skiverbands gewesen zu sein. Zum anderen möchte ich das, was mich auszeichnet und was mir selbst geholfen hat, weitergeben, um anderen zu helfen. Ich persönlich habe selbst sehr gute Erfahrungen mit einem Sportler gemacht, der danach mein Trainer war – Ronny Ackermann. Von ihm habe ich viel lernen können. Jetzt möchte ich die Person sein, die hilft, unterstützt und mit meinem Erfahrungsschatz dazu beitragen, dass die Sportler gewisse Situationen besser einordnen können.

Was sind Ihre Ziele als Nationalcoach?
Es gibt natürlich viele Themen, die ich angehen möchte und auch schon angegangen bin. Im Sport selbst wäre es sicher sinnvoll, leistungsdiagnostische Überprüfungen noch stärker einzubeziehen. Ansonsten bieten sich bei zwei Sportarten noch viele weitere Hebel. Der Skisprung ist beispielsweise sehr materialabhängig – da braucht es gute Voraussetzungen, Testmöglichkeiten und sicher auch ein gutes Händchen. Ich mache das nicht alleine, sondern habe ein tolles Team mit versierten und erfahrenen Kollegen. Gemeinsam setzen wir die Schwerpunkte, entwickeln Möglichkeiten und definieren Erfolgsfaktoren.

Was würden Sie aus Trainersicht dem jungen Sportler Eric Frenzel raten?
Es gibt für mich nicht viel, das ich ändern oder als Riesenfehler bezeichnen würde. Natürlich gab es Niederlagen, aber daraus habe ich neue Motivation gewonnen. Daher würde ich ihm wohl nur sagen, dass er sich selbst immer treu bleiben und an sich glauben soll.

Sie engagieren sich außerdem für soziale Projekte. Welche Themen liegen Ihnen besonders am Herzen?
Das sind Kinder und Jugendliche – ich habe schließlich selbst drei Kinder, für die ich mir wünsche, dass sie in einer behüteten und friedlichen Welt aufwachsen dürfen. So wie es bei mir und meiner Frau der Fall gewesen ist. Für all das, was ich im Privaten habe, bin ich extrem dankbar – beispielsweise darauf, dass meine Kinder gesund sind. Deshalb möchte ich Familien unter die Arme greifen, denen es nicht so gut geht und unterstütze unter anderem die Deutsche Krebshilfe. Außerdem unterstütze ich „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Ich selbst war auf einem kleinen, ruhigen Gymnasium – an vielen großen Schulen herrscht ein ganz anderes Bild. Weil mein Sohn zur Schule geht und später auch meine beiden anderen Kinder, setze ich mich gegen jede Form von Diskriminierung, Mobbing und Gewalt an Schulen ein.

Bilder: picture alliance

 

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