Gibt man sich in Griechenland die Hand? Darf man in Badesachen die Hagia Sophia besichtigen? Und wann gibt es in Spanien eigentlich Tapas? Auf Reisen im Ausland ist oft nicht nur die Sprache fremd, sondern auch die lokalen Gepflogenheiten. Als Gast passt man sich am besten an – das vermeidet Missverständnisse und man erlebt die Kultur hautnah.
Autorin: Sarah Hörmann
Raus aus dem Flieger und schon die erste Hürde: die Begrüßung. Ein freundliches „Hallo“ in der Landessprache mit klassischem Handschlag ist oft die sichere Wahl. In süd- und auch vielen osteuropäischen Ländern gehören zwei oft nur gehauchte Wangenküsse häufig noch dazu. Aber meist nur, wenn man sich schon kennt. Unter Männern bleibt es eher beim klassischen Händedruck. In islamischen Ländern verzichten Männer oft darauf, Frauen die Hand zu geben, aus religiösen Gepflogenheiten. Im Zweifelsfall sollte man besser abwarten, was die andere Person wählt.
Daumen runter für „Daumen hoch“
Wenn die Worte fehlen, spricht man eben mit Händen und Füßen. Doch auch verbreitete Handzeichen können im Ausland zum Verhängnis werden. Der beliebte „Daumen hoch“ ist in Griechenland eine obszöne Geste. Gleiches gilt für den Fingerkreis aus Daumen und Zeigefinger, zumindest bei älteren Griechen. In Frankreich kennzeichnet die Geste einen Menschen oder eine Sache als wertlos – Fauxpas statt Kompliment.
Rocker und Heavy-Metal-Fans aufgepasst! Die beliebte „Pommesgabel“, aus Faust mit abgespreizten Ring- und Zeigefingern, kann im ländlichen Italien mächtig Ärger verursachen – denn so wird der „gehörnte“ Ehemann bezeichnet, der von seiner Frau betrogen wurde. Es gibt in Italien rund 350 Gesten, die von den meisten Einheimischen verstanden werden. Etwa 50 davon werden häufig verwendet. Am besten also Fingerspitzengefühl beweisen und die Hände bei sich behalten, um Missverständnisse zu vermeiden.
Das richtige Zeitgefühl
Die deutsche Pünktlichkeit ist weltweit bekannt. Das kann im Ausland zugutekommen – in Frankreich verliert man sonst schnell mal die Tischreservierung. Bei anderen Verabredungen sehen aber viele Nicht-Deutsche Zeitangaben deutlich lockerer. In der französischen Hauptstadt ist die „Pariser Viertelstunde“ Verspätung in Ordnung und auch in Ägypten, Griechenland, Spanien und der Türkei ist leichtes Zuspätkommen von 15 bis 30 Minuten kein Grund für Ärger.
Pünktlichkeit, im Gegenteil, wirkt fast schon pedantisch. Oft die Ausnahme: Offizielle Anlässe wie Hochzeiten oder andere religiöse Zeremonien. Hier können die Deutschen wieder mit akkuratem Zeitmanagement glänzen! Generell ist der Urlaub als Zeit der Erholung aber auch die perfekte Gelegenheit, um die Uhr einmal bewusst im Hotel zu lassen – ganz im Sinne von „La Dolce Vita“.
Kulinarisches Know-how
Was wäre Urlaub ohne Entdeckungstour der Kulinarik? Doch aufgepasst: In Südeuropa kommt das Essen oft spät auf den Tisch. Und wer im spanischen Restaurant vor 14 Uhr zum Mittagessen, oder vor 21 Uhr zum Abendessen, erscheint, ist direkt als Tourist enttarnt – und muss warten, bis Paella und Tapas fertig zubereitet sind.
In Italien besteht das Essen nicht nur aus einem Hauptgericht. Bestellt werden „Primo Piatto“ (erster Gang) und „Secondo Piatto“ (zweiter Gang). Spaghetti werden nur mit der Gabel gegessen – Benutzung des Löffels oder gar Schneiden kann entsetzte „Mamma Mia!“-Rufe auslösen.
In muslimisch geprägten Ländern wie der Türkei und Ägypten gibt es leckere Spezialitäten – Schweinefleisch und Alkohol sind jedoch nur selten auf der Speisekarte. Eine besondere Herausforderung für Linkshänder: hier isst man meist nur mit der rechten Hand, die linke gilt als unrein. Aus Respekt vor der fastenden Bevölkerung sollten Reisende außerdem während des Fasten-Monats Ramadan tagsüber auf Essen in der Öffentlichkeit verzichten. Gleiches gilt für den Alkoholkonsum in vielen islamisch geprägten Ländern.
Kleider machen Reisende
Tennissocken in Sandalen – der klischeebeladene Urlaubslook der Deutschen ist im Ausland nicht gerade en vogue. Besonders in Restaurants ist ordentliche Kleidung wichtig. Kurze Hosen oder gar Strandoutfit sind hier in vielen Ländern ein No-Go. In Venedig droht sogar eine saftige Geldstrafe für Flanieren am Kanal in Bikini oder Badehose.
Zu beachten beim Besuch religiöser Stätten: Knie, Schultern und Dekolletee bedecken – sonst wird der Eintritt in Pantheon, Hagia Sophia oder andere Heiligtümer teilweise sogar verweigert. In Moscheen ist es dazu oft Brauch, die Schuhe auszuziehen und Frauen sollten ein Kopftuch tragen. Hinweisschilder geben meist Auskunft – oder man orientiert sich an anderen Besuchern.
Die goldene Regel
Augen auf und Mund lieber zu. Am besten zunächst am Verhalten der Einheimischen orientieren. Im Zweifelsfall ist höfliche Zurückhaltung eine gute Taktik – und ein nettes Lächeln wird überall verstanden.
Begrüßung in verschiedenen SprachenArabisch: „السلام عليكم“, gesprochen „As-salamu alaikum“ (Friede sei mit dir)
Französisch: „Bonjour“ (Guten Tag)
Griechisch: „γεια σας”, gesprochen „Jassas“ (Hallo/Tschüss)
Italienisch: „Buongiorno“ (Guten Tag) oder „Salve“ (Grüß dich)
Spanisch: „Hola“ (Hallo)
Bilder: adobestock