Grüne Jobs: Nachhaltig arbeiten

Nachhaltigkeit liegt in allen Lebensbereichen im Trend, von der Stromerzeugung bis zur Geldanlage. Immer mehr Menschen suchen deshalb auch nachhaltige Jobs. Doch was ist das genau?

Text: Gunnar Erth

Sie heißen Greenjobs.de, Goodjobs.eu oder auch Job​verde.de. Immer mehr spezialisierte Stellenportale vermitteln nachhaltige Jobs. Auch auf großen Portalen wie Stepstone wird man immer häufiger fündig. Wer dort das Stichwort „Nachhaltigkeit“ in die Suchmaske eingibt, findet über 8800 Stellenangebote.

Die Zahl der Stellen mit Nachhaltigkeitscharakter steigt stark – aus vielen Gründen. Zum einen wächst das Angebot nachhaltiger Produkte und Dienstleistungen – weil die Nachfrage zunimmt oder ihr Absatz gefördert wird. Der Bereich erneuerbare Energien wird zum Beispiel aufgrund der Klimaziele von der Politik mit Förderprogrammen unterstützt. Zum anderen erkennen immer mehr Unternehmen, dass es wichtig ist, einen Beitrag für die Umwelt zu leisten; teilweise fordern ihre Kunden dies auch ein.

Windenergie-Ingenieure werden gebraucht.

Doch was fällt alles unter nachhaltige Jobs? Im engeren Sinn sind dies auf jeden Fall die Berufe im Umwelt- und Naturschutz, wie man sie auf der Website der Bundesagentur für Arbeit findet, etwa Technikerin für Umweltschutztechnik oder Umweltwissenschaftler. Die Internationale Arbeitsorganisation zählt auch Berufe zu den Green Jobs, die generell Arbeit mit Umwelt- und Klimaschutz verbinden. Nach diesem Verständnis kann es in fast allen Branchen nachhaltige Berufe geben.

Nicht nur das Stellenprofil entscheidet

Jan Strohschein, Geschäftsführer des Stellenportals Greenjobs.de, teilt diese weiter gefasste Definition. „Für uns müssen zwei Kriterien erfüllt sein. Erstens: Erfordert das Jobprofil eine grüne Qualifikation? Bei einer Ingenieurin für Batteriespeichertechnologie oder einem Erzieher im Waldkindergarten ist das definitiv der Fall“, sagt Strohschein, dessen Portal im November 2023 den Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie „Personalvermittlung“ erhalten hat.

„Zweitens: Hat das Unternehmen oder der Verband sein Tätigkeitsfeld hauptsächlich im Umweltbereich?“ Ein Ökostromanbieter, der vielleicht sogar selbst Windräder errichte, sei für sein Portal ein grüner Arbeitgeber. „Und dort ist für uns dann jeder Job ein grüner Job, auch im Marketing oder der Buchhaltung“, so der Geschäftsführer. Mit dieser Definition komme man auch den Wünschen vieler Jobsuchender entgegen, die vielleicht BWL studiert haben und bei einem grünen Arbeitgeber tätig sein möchten.

Knifflig wird es, wenn eine Firma eher nicht für Umweltschutz bekannt ist, etwa Energiekonzerne. Strohschein: „Auch hier sind wir großzügig bei der Aufnahme von Stellenangeboten, denn die Energiewende schafft man nicht nur mit smarten Start-ups.“

Teilweise Mangel an Bewerbern

Manche Berufe erleben aktuell sogar einen Stellenboom, der kaum bedient werden kann. „Planungsbüros beklagen sich zum Beispiel, dass sie keine Landschaftsplaner mehr finden“, weiß Strohschein. Der Grund: Werden Windparks oder große Solaranlagen errichtet, entstehen Nutzungskonflikte mit anderen. Landschaftsplaner erstellen dann Flächennutzungspläne, die die Interessen aller berücksichtigen.

Zudem ändern sich bestehende Berufsbilder – zum Beispiel im Handwerk, dem eine wichtige Rolle bei der Energiewende zufällt. Das Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerk installiert heute auch Photovoltaikanlagen oder Wärmepumpen. Viele Handwerker erkennen zudem die Chance, sich mit nachhaltigen Produkten von anderen abzuheben. Ein Beispiel ist die sächsische Zimmerei Holzbau Kretschmar, Sieger des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2024 in der Kategorie „Bauhandwerk“. Sie wurde vor allem dafür ausgezeichnet, dass sie mit Holz aus regionaler, nachhaltiger Waldwirtschaft arbeitet.

Bau mit Holz aus regionaler, nachhaltiger Waldwirtschaft: Dafür erhielt die Zimmerei Holzbau Kretschmar den Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2024 in der Kategorie „Bauhandwerk“.

Ob und wie sich ein Unternehmen für Nachhaltigkeit engagiert, lässt sich auf vielfältige Art und Weise erkennen. Etwa daran, ob es Umweltschutz systematisch in den Arbeitsalltag verankere, schreibt das Bundesumweltministerium auf seiner Website. Manche Firmen nutzen dafür standardisierte Umweltmanagementsysteme wie das EU-Öko-Audit EMAS oder die internationale Norm ISO 14001. Zudem legen sich viele Unternehmen eine Selbstverpflichtung zur verantwortlichen Unternehmensführung (Corporate Social Responsibility) auf, zu der auch Nachhaltigkeit zählt. In diesen Firmen werden häufig auch Stellen für Nachhaltigkeitsmanager geschaffen.

Darüber hinaus gibt es laut Bundesumweltministerium zahlreiche Nachhaltigkeitssiegel oder die Mitgliedschaft in entsprechenden Verbänden, etwa in der Landwirtschaft. Doch auch ohne Biolabel arbeiteten viele Höfe nachhaltig, meint Jan Strohschein: „Der kleine Bauernhof im Schwarzwald mit 25 Kühen bietet meiner Ansicht nach ebenfalls grüne Jobs, denn solche Betriebe erhalten die gewachsene Kulturlandschaft.“ Massentierhaltung sei dagegen für ihn ein klares Ausschlusskriterium.

Wo man grüne Jobs findet

Ob Inserate, Infos oder Veranstaltungen: Es gibt viele Anlaufstellen im Netz zu nachhaltigen Stellen.

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Fotos: Adobe Stock, PR

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