Streitfall Bewerbung: Reicht der Lebenslauf aus, so wie es in vielen anderen Ländern üblich ist, oder sollte man sich doch mit einem Anschreiben bei einem potenziellen Arbeitgeber vorstellen? Darum geht’s diesmal in der flin-Rubrik „Pro & Contra“.
PRO: „Wer klug schreibt, kann seinen Charakter und seine Motivation zeigen“
„Ich habe schon in mehreren Lebensphasen Bewerbungen geschrieben: auf der weiterführenden Schule, nach der Ausbildung, im Berufsleben und zuletzt in meiner Umschulung. Dabei habe ich den Mehrwert eines Anschreibens zu schätzen gelernt. Natürlich kann ich mir Vorlagen aus dem Internet ziehen und auch selbst verfasste Schreiben strotzen manchmal voller Übertreibungen. Aber wer klug schreibt, der kann seinen Charakter und die starke Motivation, für die Traumfirma zu arbeiten, zeigen. Ich saß für meinen aktuellen Praktikumsplatz in einer Agentur zwei Wochen an dem individuellen Anschreiben. Natürlich habe ich mich bei mehreren Agenturen beworben. Aber jeder Arbeitgeber ist individuell und hat andere Schwerpunkte. Daher habe ich die Website meines potenziellen Arbeitgebers angeschaut und Gründe aufgeschrieben, warum ich genau in dieser Agentur arbeiten möchte. Ich habe jede Seite analysiert und Schwerpunkte des Internetauftritts für meinen Auftritt genutzt und so meine Begeisterung auf Papier gebracht. Hat es sich ausgezahlt? Fragt meinen Arbeitgeber 😉 – es lohnt sich.“
CONTRA: „Es gibt bessere Möglichkeiten, beispielsweise eine Ausarbeitung zu einem Thema“
„Viel zu oft ist die Gefahr groß, dass derjenige, der sich im Anschreiben am besten vermarkten kann, eher zu einem Gespräch eingeladen wird und die Stelle bekommt. Wenn das jemand eben nicht besonders gut kann, aber die gleiche oder gar bessere Qualifikationen besitzt, hat dieser oft eine geringere Chance, den Job zu erhalten. Zudem sind viele Anschreiben nicht sehr aussagekräftig, da sie sich entweder an Lebensläufen entlanghangeln und dessen Stationen zumindest teilweise wiederholen. Oder sie orientieren sich an Vorlagen aus dem Internet, wodurch sich bestimmte Floskeln und Phrasen in etlichen Anschreiben wiederfinden. Weil der Grund für den Wunsch nach genau dieser Stelle nicht fehlen darf, wird dieser schnell beliebig – irgendwas muss man ja schließlich reinschreiben, auch wenn es nur eine Stelle von vielen ist, auf die man sich bewirbt. Ich denke, dass es bessere Möglichkeiten gibt als ein Anschreiben, z. B. eine Ausarbeitung zu einer bestimmten Frage oder Thematik, oder das Unternehmen klärt die wichtigsten Fragen mit Kandidaten vor einem eventuellen Bewerbungsgespräch.“
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