Über Geld spricht man nicht: Bei vielen Paaren sind die Finanzen noch immer ein großes Tabuthema. Es ist wichtig, das zu ändern. Einige Tipps, wie es besser geht.
Text: Melanie Rübartsch
„Was das Thema Geldumgang in Beziehungen betrifft, leben viele offenbar noch in den 1950er-Jahren.“ Diesen Eindruck gewinnt Claudia Müller, Gründerin des Female Finance Forums, immer wieder, wenn sie Gespräche führt, Workshops gibt oder Studien liest. Erst kürzlich hatte eine Umfrage des Vergleichsportals Verivox und der Partnervermittlung Parship ergeben, dass etwa jeder Dritte in Deutschland nicht weiß, wie viel der eigene Partner verdient. Details über die eigenen Wertanlagen oder das Geld auf der hohen Kante teilen lediglich 51 Prozent der Herren und 46 Prozent der Damen miteinander.
Die Gründe, warum Geldthemen ausgespart werden, sind unterschiedlich. „Oft sind es die Erfahrungen aus den Ursprungsfamilien“, weiß Müller. Hieß es zum Beispiel immer, „der Vater kümmert sich ums Geld, die Mutter soll sich damit nicht belasten“, muss das erst einmal aus den Köpfen heraus. In anderen Fällen ist es mangelndes Selbstvertrauen, wirklich Ahnung von Geldthemen zu haben, in wieder anderen die Sorge, die Romantik mit Finanzkram zu zerstören oder gar Streit auszulösen.
Insbesondere, wenn ein Gehalts- oder Vermögensgefälle in der Partnerschaft besteht, können Spannungen entstehen. Der eine fühlt sich abhängig, der andere hält sich automatisch für hauptverantwortlich in Gelddingen – und wird dadurch vielleicht sogar belastet. Eine Lösung: Mit dem Dreikontenmodell können die Einkünfte fair verwendet werden, und man kann gleichzeitig Geld zur persönlichen Verfügung behalten (siehe unten).
Emotionen herausnehmen
„Geld und die finanzielle Absicherung des gemeinsamen Lebens sind zu wichtig, um Stillschweigen darüber zu bewahren“, ist Claudia Müller überzeugt. Dabei sei entscheidend, Emotionen möglichst herauszunehmen und Geld ganz neutral als Mittel zum Zweck zu sehen. Ein Mittel, das den finanziellen Rahmen für die gemeinsamen Pläne von Paar oder Familie bildet. „Es geht darum, Transparenz für alle Fälle zu schaffen und beiden Partnern Sicherheit zu geben“, sagt Müller.
Was Paare miteinander besprechen sollten, ist letztlich immer diese Frage: Was ist an Finanzmitteln vorhanden und wie verteilen wir sie? Das beginnt bei ganz alltäglichen Entscheidungen: Wohin kann die nächste Reise gehen? Ist ein neuer Fernseher im Budget? Konzertkarten oder doch lieber nur mit Freunden etwas trinken gehen? Sehr viel weitreichender sind Zukunftsentscheidungen: Welche Altersvorsorge steht zur Verfügung und wie hängt sie mit dem aktuellen Einkommen zusammen? Wie verteilen wir die Elternzeit, wenn Nachwuchs kommt, und wie fangen wir die Gehaltseinbuße auf?
Ein Moneydate für zwei
Wer das Thema Geld bislang ausgespart hat, wird sich erst einmal schwertun, auf einmal damit anzufangen. Daher ist der erste Schritt, sich selbst klarzumachen, dass das Thema wichtig ist, wie man selbst bei Fragen rund ums Geldsparen oder ausgeben tickt und was man über die gemeinsamen Finanzen weiß beziehungsweise mit dem Partner besprechen möchte.
„Damit das Thema nicht zur Belastung für die Beziehung wird, sollte man es ganz generell ansprechen und nicht erst, wenn sich ein Problem ergibt“, rät Claudia Müller. Eine Idee ist, Partnerin oder Partner zu einem Moneydate einzuladen, am besten in entspannter Atmosphäre und mit ausreichend Zeit. „Im Vorfeld erklärt man dem anderen am besten kurz, wieso die Idee entstanden ist und warum einem das wichtig ist“, empfiehlt Müller. So wird klar, dass das Ganze auf keinen Fall ein Kreuzverhör werden soll, sondern der gemeinsamen Planung dient.
Gesprächsanlässe suchen
Ein bevorstehendes Vorhaben ist ein optimaler Start für die neue Finanztransparenz. Die Renovierung der Wohnung zum Beispiel. Wer hat welche Vorstellungen? Wie viel kostet das und welches Budget ist vorhanden? Wer hat vielleicht noch ein zusätzliches finanzielles Polster und könnte das einbringen? Oder muss ein Kredit her? Unabhängig von solchen Projekten oder den regelmäßigen Moneydates sollten Geldgespräche immer dann stattfinden, wenn sich die Lebenssituation des Paars ändert: ein Umzug in eine größere Wohnung, ein neuer Job oder auch die Familienplanung.
Regelmäßig über Geld zu sprechen, hat übrigens noch einen anderen Vorteil: Jeder Partner bekommt automatisch mehr finanzielle Kompetenz. Und die hilft auch in ganz anderen Situationen, bei der nächsten Gehaltsverhandlung zum Beispiel, dem Abschluss von Versicherungen und Krediten, der Altersvorsorge oder Geldanlage oder auch der Frage, ob man den Job reduzieren kann oder aufstocken möchte.
Damit ist doch eigentlich alles klar: ran an die Finanzen, liebe Paare!
Drei Konten, eine faire Basis
Einkünfte und Ausgaben lassen sich clever verwalten.
Wer zusammenwohnt, dabei Einkommensunterschiede ausgleichen sowie eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit bewahren möchte, denkt am besten über das Dreikontenmodell nach. Die Idee: Jeder Partner hat ein eigenes Konto, zusätzlich gibt es ein Gemeinschaftskonto.
Alternative 1: Gehalt und Einkünfte fließen auf die Partnerkonten. Von dort überweist jeder einen von der Höhe seiner Einkünfte abhängigen Anteil für gemeinsame Ausgaben auf das Gemeinschaftskonto. Das steht für Fixkosten, Familieneinkäufe sowie Rücklagen für Urlaube oder Anschaffungen bereit.
Alternative 2: Alle Einkünfte fließen direkt aufs Gemeinschaftskonto. Von dem werden dann alle gemeinsamen Ausgaben bezahlt. Der Rest wird auf die beiden Partnerkonten verteilt.
Vorteil: Anders als beim Modell „ein Konto für beide“ hat hier jeder Partner ein Budget, mit dem er eigene Finanzentscheidungen treffen kann: sich etwas Schönes gönnen, Geld zur Seite legen oder investieren. Und sollte das Gemeinschaftskonto doch einmal leer sein, kann man immer noch transparent besprechen, wer vom eigenen Konto ausgleichen kann.
Fotos: Mauritius Images, Claudia Müller