Von Zeeland bis zu den friesischen Inseln: Die Niederlande offenbaren am Meer ihre ganze Vielfalt. Jeder dieser Strände erzählt seine eigene Geschichte: von Wind und Wellen, grasbewachsenen Dünen, Joggern in der Morgendämmerung und zauberhaften Nächten unter Sternen.
Autorin: Sarah Lohmann
Es geht vorbei an alten Windmühlen und weiten Feldern Richtung Meer. Die Nordsee rauscht, der Wind pfeift, Möwen kreisen über den Dünen: Das sind die Niederlande. Über etwa 450 Kilometer Länge erstreckt sich die niederländische Küste. Viele Abschnitte sind breit und feinsandig. Wer weniger bekannte Gegenden ansteuert, findet auch an warmen Sommertagen Einsamkeit – und die einzigartige Schönheit der niederländischen Nordsee.
Barfuß durch Zeeland
In Vrouwenpolder, dem gemütlichen Dorf im Norden der Halbinsel Walcheren, beginnt der Tag mit salziger Luft und kaum einer Menschenseele am Horizont. Goldfarben und schier endlos erstreckt sich der Strand hier. Vrouwenpolder rühmt sich zu Recht, einen der saubersten Strände der Niederlande zu haben. Schon mehrfach wurde die Küste mit dem weltweit anerkannten Öko-Label „Blaue Flagge“ ausgezeichnet, was die hohen Standards bestätigt. Glitzernd liegt die Nordsee in der Sonne, auf den Wellen tanzen Schaumkronen. Ab und an kommen Spaziergänger mit Hunden vorbei. Ansonsten nur Küste und Wind. Wer einen passenden Ort am Mittag sucht, findet den Beachclub Lekker. Loungemusik trifft auf eine moderne, aber unaufgeregte Einrichtung – viel Holz und viele Pflanzen. Serviert werden unter anderem zeeländische Fischsuppe, warmer Ziegen käse mit Feige, Birne, Walnuss und Balsamico sowie Rinder Pastrami mit Trüffelmayonnaise. Dazu ein kühler Weißwein im beschlagenen Glas und der Blick aufs Wasser. Wenn der Wind passt, wirbeln bunte Kites über den knallblauen Himmel – Sommerglück in seiner schönsten Form. Etwa zehn Kilometer weiter liegt Domburg, einer der ältesten Badeorte der Niederlande. Hölzerne Stege führen durch das raschelnde Dünengras zum weitläufigen Strand, der von Pfahlreihen eingefasst wird und an dem bunte Badehütten für Farbtupfer sorgen. Hier zeigt sich die Nordsee lebhafter: Die Wellen sind oft etwas höher, das Meer etwas rauer, und das macht Domburg für Einsteiger und erfahrene Surfer zu einem der besten Surfspots des Landes. Früh am Morgen sieht man hier häufig Jogger auf den festen Sandstreifen, nachmittags ziehen Wellenreiter elegante Linien durchs Wasser. Trotz aller Bewegung bleibt die Atmosphäre entspannt. Stilvolle Strandpavillons wie Strand 90 machen mit gekühlten Drinks, kleinen Happen und frischen Meeresfrüchten das Küstengefühl perfekt.
Auf Stand-by in Südholland
Wo Zeeland in Südholland übergeht, erstreckt sich der kilometerlange Strand am Brouwersdam. Hier pfeift der Wind übers flache Land und sorgt fast täglich für optimale Bedingungen zum Kitesurfen. Der Brouwersdam gilt als Top-Spot, gekitet wird bei fast jedem Wetter. Außerdem ist die endlose Sandfläche wie geschaffen für Kitebuggys. Auch Blokarting, das rasante Strandsegeln mit einem dreirädrigen Kart, gehört zum Bild. In kleinen Wagen sausen Abenteurer über den Sand, angetrieben nur vom Wind. Das Natural High scheint dabei der beste Treffpunkt zu sein, es kombiniert Strandbar mit Surfschule und bietet eine breite Palette an Outdoor-Aktivitäten, darunter Blokarting, Kitebuggyfahren, Powerkiten und Stand-Up-Paddling. Nach der Action lassen sich Bitterballen, Pommes und Limoncello spritz in relaxtem Ambiente genießen, während die Boarder von den schönsten Wellen erzählen. Übrigens: Am Brouwersdam leben Robben in freier Wildbahn. Ein anderer Ort, den kaum jemand auf dem Schirm hat: Langevelderslag und das Noordvoort-Schutzgebiet, etwa zehn Autominuten vom trubeligen Noordwijk entfernt. Statt Rummel und Musik gibt es hier Stille. Ein schmaler Pfad windet sich durch die sanften Dünen zu einem scheinbar endlosen Küstenstreifen. Hier sind die Strände weitläufiger und leerer. Zwischen den Strandpfosten 70 und 73 erstreckt sich das Noordvoort, ein idyllisches Strandreservat, in dem der Natur freien Lauf gelassen wird. Hier gibt es keine Zäune oder Mülltonnen. Stattdessen dient der Bereich als Rastplatz für Vögel und bietet Robben einen ungestörten, sicheren Ort, um an Land zu kommen.

Neuland in Nordholland
Das Küstendorf Petten aan Zee ist klein. Der Strand präsentiert sich hingegen wunderbar weitläufig. Im Rahmen eines Küstenschutzprojekts wurden im Jahr 2016 viele Millionen Kubikmeter Sand aufgeschüttet, um Petten und das Hinterland vor Überschwemmungen und der zeitweise rauen See zu schützen. Jetzt erstreckt sich der Strand auf sieben Kilometer Länge, und schon der Weg dorthin verspricht ein wenig abenteuerlich zu werden: Eine endlos wirkende Treppe führt auf die künstliche Panoramadüne, die als Aussichtsplattform dient. Am Wasser ragen meterhohe, verwitterte Holzpfähle empor. Das Kunstwerk „De Palendorp“ symbolisiert das alte Dorf Petten, das vor langer Zeit vom Meer verschlungen wurde. Alle 160 Pfähle sind so angeordnet, dass sie die Umrisse von zehn Häusern und einer Kirche darstellen – ein Mahnmal für die Urgewalt der Natur, aber auch ein wunderschöner Ort für Fotos, wenn die Sonne glutrot im Meer versinkt. Aktive zieht es weiter nach Egmond aan Zee, 25 Kilometer von Petten entfernt. Das ehemalige Fischerdorf hat etwas Ursprüngliches, vielleicht auch wegen des weißen Leuchtturms, der hier über die See wacht. Der Strand erstreckt sich kilometerweit. Diese Kulisse zieht nicht nur Badeurlauber an, sondern bietet auch eine perfekte Bühne für Ausdauersportler: Jeden Januar findet hier der Egmond-Halbmarathon statt, bei dem Tausende Läufer über Strand und Dünenwege laufen. Sonst geht es gemütlicher zu. Es weht immer eine Brise, sodass oft Winddrachen steigen oder ein Strandsegler vorbeiflitzt. Meist finden sich auch in der Hochsaison ruhige Ecken. Besonders schön: Die höchsten Dünen der Niederlande liegen nur zehn Kilometer von Egmond entfernt. Bei Schoorl erreichen sie eine Höhe von mehr als 50 Metern. Das gesamte Wanderwegnetz umfasst 65 Kilometer – herrliche Voraussetzungen also, um die Gegend zu erkunden.
Inselabenteuer Texel
Als größte der Westfriesischen Inseln vereint Texel all das, was die niederländische Küste so schön macht. Möwen begleiten kreischend die Fähre auf der Überfahrt von Den Helder, und schon aus der Ferne sieht man den rot-weißen Leuchtturm Eierland. Rund 30 Kilometer Strand um-randen die Insel. Im Süden liegt der naturbelassene, fast wüstenhaft raue Strand De Hors. Bei De Koog präsentiert sich Texel hingegen lebendiger: Kinder lernen das Wellenreiten, und am nördlichen Strandabschnitt fliegen bei passendem Wind die Drachen der Kitesurfer am Himmel. Morgens galoppieren Reiter durch die Brandung. Auch für Radfahrer, Wanderer und Jogger bietet die Insel perfekte Bedingungen. Ein ausgeschildertes Wegenetz führt durch Dünen, Wälder und entlang der Deiche. Selbst Marathonläufer werden hier glücklich: Der berühmte Texel-Halbmarathon findet dieses Jahr am 28. September statt. Auf der Strecke geht’s durch dichten Wald, über sanfte Dünen bis zum Strand; Ziel ist dann Den Burg. Zum Tages-ausklang trifft man sich in einem Strandlokal und genießt, umgeben vom rauschenden Meer und unter funkelnden Sternen, die einzigartige, magische Atmosphäre der Insel.
Einsame Weite im Nordosten
Wer die größten Strände und gleichzeitig ganz viel Ruhe erleben will, reist am besten nach Schiermonnikoog. Hier verliert sich jeder Trubel. Autos, Motorräder und Mopeds sind auf der kleinen Watteninsel seit 1968 verboten. Was bleibt, ist ursprüngliche Naturschönheit. Wenn man den schmalen Pfad über die Dünen zum Strand erklimmt, eröffnet sich ein Landschaftspanorama von überwältigender Schlichtheit: endloser Sand, dahinter das glitzernde Dunkelblau der Nordsee. Die Abende sind von einer fast unwirklichen Friedlichkeit. Und wenn die letzten Tagesgäste das Eiland mit der Fähre verlassen haben, kehrt hier völlige Ruhe ein.
Unterwegs in den Niederlanden
Sprache: Die offizielle Sprache in den Niederlanden ist natürlich Niederländisch, viele sprechen aber zusätzlich fließend Englisch, Deutsch oder Französisch. Und wenn wir schon beim Sprachgebrauch sind: Die Niederlande wollen nicht mehr Holland genannt werden, denn ursprünglich bezieht sich Holland nur auf die Provinzen Nord- und Südholland. Es gibt aber insgesamt zwölf Provinzen. Bereits 2020 hatte die niederländische Regierung in Absprache mit der Tourismusbranche entschieden, dass Holland nicht mehr als Synonym für die Niederlande verwendet werden soll. Diese Regelung soll den Blick auch auf die anderen Provinzen des Landes lenken.
Finanzen: Urlaub in den Niederlanden ist nicht mehr so günstig, wie er einmal war. 2024 wurde die Touristensteuer erhöht und ab dem 1. Januar 2026 werden höhere Preise für Hotelübernachtungen fällig – statt 9 Prozent werden dann 21 Prozent teuer für eine Übernachtung berechnet. Wer nicht auf Ferienzeiten angewiesen ist, fährt besser außerhalb der Ferien und Saison, denn hier liegt das größte Sparpotenzial. Zudem sind die Unterkünfte direkt am Meer teurer als die im Hinterland. Was viele nicht wissen: In den Niederlanden wird, anders als in Deutschland, fast alles mit EC-Karte oder Kreditkarte bezahlt. Manche Geschäfte, Bars und Cafés akzeptieren überhaupt kein Bargeld mehr. Darauf sollte man also vorbereitet sein. Zahlungsmöglichkeiten in den Niederlanden.
Kulinarik: Ganz oben auf der Liste stehen Bitterballen: goldbraun, knusprig frittiert, innen cremig, gefüllt mit einer würzigen Ragoutmasse aus Rind, Kalb, Huhn oder Pilzen. Ebenfalls ein Klassiker: Kibbeling. Die in Backteig frittierten Fischstücke, meist Kabeljau, werden mit Remoulade, Joppie- oder Knoblauchsoße serviert. Und natürlich gehören Pfannkuchen und Gouda zu den niederländischen Spezialitäten.
Aktivitäten: In den Niederlanden gibt es sehr gut ausgebaute und fast überall vom Autoverkehr getrennte Radwege. Über das Land verteilt sind es über 32000 Kilometer. Perfekt also für Radtouren. Wer hier Urlaub macht, kann auf zahlreiche Verleihstationen zurückgreifen.
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Bilder: adobestock