Bei sommerlichen Temperaturen auf Berggipfeln steile Wiesen in Handarbeit abheuen? Und durch die eigene körperliche Arbeit spürbaren Einfluss auf schützenswerte Naturlandschaften ausüben? Klingt nach Utopie, aber dies ist die Tätigkeit der jungen und engagierten Mitglieder des Vereins „Bergwiesn“ in der Nationalparkgemeinde Molln in Österreich. Und helfende Hände sind gefragt.
Autorin: Monika Artinger
An die 52 Hektar Wiesen hat der Verein in den letzten Jahren bereits geschwendet – durch Brandrodung landwirtschaftliche Flächen erschlossen – und gemäht. Diese Wiesen an Steilhängen oder hoch auf dem Berg gelegen können nur durch eine naturnahe Bewirtschaftung ohne Düngen und mit nur einer Mahd im Jahr erhalten werden. Eine Mahd bezeichnet den Mähvorgang. Mit viel Leidenschaft vollbringen die aktiven Mitglieder, was sonst niemand mehr macht. Sie geben gefährdeten Pflanzen, Insekten und Tieren den dringend benötigten Lebensraum von extensiv bewirtschafteten Mähwiesen wieder zurück. Wertvolle Kulturlandschaftsflächen bleiben erhalten und fast nebenbei wird noch das kräuterreichste und gesündeste Heu produziert. Einen Hang zum Steilhang bringen übrigens alle „Bergheuer“ mit.
Die Idee, ein paar Tage oder Wochen Bergwiesen zu mähen und zu heuen, klingt vielleicht wie ein wildromantischer Heimatfilm. Aber die Knochenarbeit erfordert nicht nur den Einsatz von Steigeisen, Handmähern, Sensen und Heugabeln, sondern vor allem auch Durchhaltevermögen. Aber die Anstrengungen sind schnell vergessen, sobald der Blick – nach getaner Arbeit – auf das einzigartige Bergpanorama fällt. Einhergehend mit dem Wissen, etwas Sinnvolles geleistet zu haben. Wo ist es sonst noch möglich, einen sichtbaren und spürbaren Einfluss auf schützenswerte Landschaften zu haben? Die prägende Erfahrung der Arbeit in und mit der Natur und für die Natur mit vielen Gleichgesinnten lässt diese Zeit zum unvergesslichen Erlebnis werden.
Warum also nicht im nächsten Sommer den Laptop gegen die Heugabel tauschen? Man braucht keine Vorkenntnisse. Etwas Zeit, Motivation und Trittsicherheit sind die optimalen Voraussetzungen. Mehr Infos zu den Teilnahmemöglichkeiten und zur Arbeit des Vereins „Bergwiesn“
Geballtes Bergwiesenwissen
- Auf 25 Quadratmeter Bergwiese kann man bis zu 75 Pflanzenarten finden. Viele davon sind heute selten und wahre Naturschätze.
- Kräuter- und blütenreiche Wiesen sollten nicht öfter als zweimal im Jahr gemäht werden.
Je später, desto besser! - Die Wildblumen, Gräser und Kräuter bieten unzähligen Insekten Unterschlupf und Nahrung in Form von Nektar, Pollen und Samen.
- Wiesenbrüter und andere Vögel sind auf die raren Bergmähder angewiesen.
- Schon gewusst? Mähwiesen können mehr CO2 binden als Wälder.
Fotos: Bergwiesn.at, iStockphoto