Die Leute um mich herum drehen durch und sabbern wie Zombies auf ihr Handy-Display. Grund dafür: Pedro Pascals ärmelloses Top. Sein Outfit beim Filmfestival Cannes ging um die Welt. Ich gönne ihm den Erfolg aus tiefstem Herzen. Schon bei seinem Durchbruch als Rote Viper in Game of Thrones habe ich ihn ins Herz geschlossen. Aber vielleicht lieben ihn die Leute zu sehr. Ein schockierendes Ereignis um seine Figur lässt die Serie The Last of Us aktuell straucheln.
Autor: Alper K. Turfan
Kurz, um alle abzuholen, die die vergangenen zehn Jahre in einem Bunker verbracht haben: The Last of Us besteht aus zwei Videospielen. Sie erzählen von einem Amerika, das von einer verheerenden Pilzepidemie heimgesucht wurde. Infizierte verwandeln sich in zombie-ähnliche Geschöpfe.
Doch was die Reihe so großartig macht, sind nicht die Spielmechaniken oder das grandiose Design der Welt mit ihrem urbanen Blütenzauber… Nein, es ist die ergreifende Geschichte vom taffen Joel und der jungen Ellie, die als einzige gegen die Pilzerkrankung immun zu sein scheint. Kaum ein Videospiel hat mich derart ergriffen und zu Tränen gerührt. The Last of Us ist eine Sternstunde der Erzählkunst!
Ist Ellie im ersten Teil noch ein junges Mädchen, das es zu beschützen gilt, ist sie nach einem Zeitsprung im Nachfolger zu einer Kämpferin gereift. Sie ist rabiat, klug, willensstark, verroht, voller Sorgen und hat dennoch eine zarte Seite. Wie adaptiert man eine so beliebte, komplexe und fähige Figur in einer Serie? Man macht sie zum Tölpel. Genau das ist passiert. Ich kann meine geliebte Ellie nicht wiedererkennen.
Vorweg: Eine Adaption ist eine Adaption. Ich bin kein hirnloser Facebook-Gruppen-Hater, der bei jedem Detail Sturm läuft, das sich vom Spiel abhebt. Doch selbst innerhalb der neuen Serienlogik ist für mich nicht immer nachvollziehbar, wie sich Ellie in bestimmten Situationen verhält. Warum ist sie so albern, kopflos und quietschfidel?Es wirkt, als hätte sie sich nach ihrem Zeitsprung zurückentwickelt. Noch zu Beginn von Staffel 1 war sie erwachsener und geerdeter… und da war sie 14! Die verrohte Ellie aus dem Spiel zur Frohnatur zu machen, raubt der Geschichte ihren Sinn.
Es liegt aber nicht am Schauspiel. Bella Ramsey bekommt viel Hass und Häme ab. Doch das wahre Problem schlummert in der Struktur. Besonders fatal: die Entscheidung den berühmten Dialog auf der Veranda ins Ende der zweiten Staffel vorzuverlegen. Nun hat Ellie nicht mehr Jahre, um Joels Taten und Lügen zu verarbeiten, sondern soll ihm innerhalb von einer Minute verzeihen. Das könnte nicht einmal eine Meryl Streep glaubwürdig verkörpern.
Ellie hat mir fast den Spaß an der Serie geraubt. Fast. Denn trotz allem Tinnef steckt in dieser Rache-Geschichte unbändige Kraft. Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Doch man munkelt, dass es noch zwei Jahre dauern soll bis Staffel 3 erscheint. Wer hat denn bitte diesen Driss verzapft? Zwei Jahre Pause nach dieser Staffel… Das killt jeden Hype!
Hoffen wir, dass es besser wird. Denn das Wichtigste, das man sich in einer Postapokalypse bewahren sollte, ist Hoffnung. Und ein Bild von Pedro Pascal im ärmellosen Top.
Bilder: Alper Turfan