Das macht Hoffnung: Gute Arbeit kann sich auszahlen! Das beweisen gerade einige hochtalentierte Leute in Frankreich. Das Pariser Animationsstudio Fortiche Production wurde vom riesigen Spielestudio Riot Games für ein Musikvideo engagiert: Es schuf „Get Jinxed“ und präsentierte darin die beliebte Figur Jinx aus dem Videospiel League of Legends.
Autor: Alper K. Turfan
Ganz ehrlich? Der Song ist meiner Meinung nach nichts Besonderes, aber das Video ist ein waschechter Banger. Riot Games war so begeistert, dass der Publisher mehr davon wollte… Viel mehr! Eine ganze Fernsehserie nämlich und sie ist ein Hit! Wer hätte gedacht, dass diese quirlige Blauhaarige eine so tragische Lebensgeschichte zugeschrieben bekommt, dass ich mal zu Tränen gerührt vor dem Fernseher sitze?
Okay, ganz von vorne. Ich liebe Serien, ich liebe Videospiele, aber ich hasse Serien über Videospiele. Zumindest war das lange so. Früher war nicht einmal das Amen in der Kirche oder der Rage-Quit in Online-Games so sicher wie der Fakt, dass Film- und Serien-Adaptionen von Videospielen größter Tinnef werden. Nehmt den Super-Mario Film aus den Neunzigern als Beispiel: Der irrwitzige Film war ein einziger Fiebertraum, in dem sich die Dinos durch einen Meteor in Mafiosi verwandeln, und der Film verriet uns, dass unsere Lieblingsklempner mit Nachnamen Mario heißen. Luigi Mario und Mario Mario.
Dead or Alive, Street Fighter, Prince of Persia… Eine Katastrophe folgte auf die nächste. Uwe Boll verdiente mit hirnrissigen Auftragsproduktionen für Spielefirmen ein Vermögen und pfiff auf die zugrundeliegenden Spiele. „Ich spiele keine Videospiele“ verkündete er stolz und nannte die Auftraggeber von Blizzard „Vollidioten“, als sie ihm für eine World-of-Warcraft-Verfilmung einen Korb gaben. Und jetzt? Die Zeiten haben sich geändert. Serien wie The Last of Us oder Fallout haben mich begeistert und hey, selbst dem neuen Animationsfilm zu Mario und Luigi kann ich zumindest etwas abgewinnen.
Aber was Riot Games und Fortiche aktuell abreißen, zieht mir die Schuhe aus! Arcane ist nun auf Netflix in die zweite Staffel gestartet und erzählt die Vorgeschichte wichtiger Figuren aus League of Legends, allen voran Jinx. Ehrlich gesagt: Ich habe in meinem Leben nicht einmal eine Stunde LoL gespielt. Doch der Look, die Dialoge und die Welt, die die Serie aus dem Boden stampft, brauchen sich vor keinem anderen Serienwerk zu verstecken. Gestalterisch und erzählerisch ist Arcane ein Triumph. Der gesamte Steampunk-Look entwickelt sich organisch aus der Welt heraus und wirkt nicht aufgesetzt wie in vielen anderen Werken, in denen einfach nur eine Fliegerbrille auf den Zylinder gesetzt wird.
Ein Paukenschlag weicht dem nächsten, die Handlung katapultiert seine Figuren in spannende Dilemmata und lässt dabei kein Auge trocken. Selten habe ich dermaßen mitgefiebert, bei jedem Schlag mitgezittert und mich den Figuren so verbunden gefühlt. So geht Storytelling! Natürlich ist die Serie spürbar an ein junges Publikum gerichtet. Das merkt man an der poppig-schmalzigen Songauswahl (Imagine Dragons, puh…) oder den Schnurrbart zwirbelnden Bösewichten. Dennoch ist Arcane eine der besten Serien, die man aktuell genießen kann.
Wir sind einen weiten Weg gekommen, seit Uwe Boll seinen Kritikern im Boxring die Nase plattschlug (das ist wirklich passiert). Oder Dead or Alive vierzig Bikinis bei den Dreharbeiten ruinierte (mehr als nackte Haut hatte der Film eh nicht zu bieten). Oder Jean-Claude van Damme sich im Trailer versteckte, weil er sich weigerte, ans Set von Street Fighter zu kommen (wäre er mal besser im Trailer geblieben).
Danke Arcane! Jetzt können LoL-Zocker ihre Champions besser kennenlernen und Fans der Serie können LoL starten, um selbst in ihre Lieblingsfiguren zu schlüpfen. Ich freue mich darüber, doch vermutlich nicht so sehr wie Riot Games und Fortiche. Eine Win-Win-Win-Situation also.
Was bleibt mir da sonst noch übrig zu sagen außer gg wp?
Bilder: Alper Turfan
