Alper Turfan erklärt in seiner flin-Kolumne „Serienreife“ dieses Mal, warum er die bitterböse Comedy „It’s Always Sunny in Philadelphia“ als absolut sehenswert empfiehlt.
Kennt ihr das Problem? Es gibt Serien, die man Freunden immer wieder empfiehlt, doch man fühlt sich, als würde man in ein menschenleeres Tal schreien. So ergeht
es mir schon seit vielen Jahren mit dem bitterbösen Comedy-Juwel „It’s Always Sunny in Philadelphia“. Zugegeben, der Titel ist sonderbar und lang. „Miserabel“ nennt ihn der Serienschöpfer und Hauptdarsteller Rob McElhenney. Man könne sich den Titel nicht merken und er ergebe keinen Sinn. Mit durchschnittlich 118 Regentagen im Jahr liegt Philadelphia deutlich über dem amerikanischen Durchschnitt.
Aber Titel sind vergänglich! Diese Serie hat eine eigenartige, schleimige Substanz, die sich nur schwer greifen lässt. Es ist bedauerlich: Während man in einem Schrank leben muss, um Serien wie „Squid Game“ oder „Tiger King“ im Alltag zu entgehen, ist eine der erfolgreichsten Comedy-Serien aller Zeiten hierzulande praktisch unbekannt. Dabei ist jüngst die fünfzehnte Staffel angelaufen. Damit ist „Always Sunny“ die langlebigste Sitcom in der amerikanischen Fernsehgeschichte. Dabei wäre sie um ein Haar nach nur einer Staffel abgesetzt worden.
Gerade noch gerettet
Kein heutiger Fan hätte sich darüber gewundert. Die erste Staffel ist durch die Blume gesprochen … durchwachsen. Selbst das Intro wirkt noch immer wie ein schlechter Scherz: wackelige Digitalkamera-Aufnahmen von der Ladefläche eines Autos.
Billiger geht’s kaum. Aber zum Glück erkannte man das Potenzial der Serie. In der zweiten Staffel stieß Hollywood-Ikone Danny DeVito zum Cast und die Serie verwandelte sich in pure Hintergassen-Magie… Zumindest, wenn man auf pechschwarzen Humor steht.
Komik in der Kellerkneipe
Es geht um die bizarren Eskapaden fünf alkoholkranker und vermutlich persönlichkeitsgestörter Chaoten, die in Philadelphia eine schäbige Kellerkneipe betreiben. Es ist die ultimative Anti-Sitcom: Hier gibt es keinen liebenswürdigen und etwas übergewichtigen Tölpel, der seine Frau über alles liebt. Ganz im Gegenteil: McElhenney fiel auf, dass die üblichen Sitcom-Stars in späteren Staffeln immer fitter werden, daher schuf er die ultimative Antithese: Mit 5000 Kilokalorien am Tag futterte er sich fast 25 Kilogramm reinstes Fett an, um für eine Staffel zu „Fat Mac“ zu werden.
Das ist moralisch grenzwertig … Und genau das gefällt mir daran! Die „Sopranos“ bewiesen schon zur Jahrtausendwende, dass es viel mehr Spaß macht, brachiale, verdorbene Persönlichkeiten kennenzulernen und die Welt durch ihre funkelnden Augen zu sehen. Das ist es, was It’s Always Sunny … Meine Güte, der Titel ist wirklich miserabel.
Hörenswert: Der Podcast der drei Hauptdarsteller Glenn, Charlie und Rob