Solo Leveling: Was lange hypet, wird endlich gut?

Ich gebe zu: Ich nörgle gerne herum wie ein Tattergreis. Treppenstufen werden immer schwerer zu erklimmen, Richtungswechsel im Sport malträtieren meine Muskeln. Ich stehe nun mal auf Fast Food. Verklagt mich. Dank der wunderbaren Welt der Animes und der Quasi-Monopolstellung der Streaming-Plattform Crunchyroll erlebe ich aktuell aber meinen zweiten Frühling… Meinen zweiten Serien-Frühling!

Alper K. Turfan

Die geliebten Anime-Serien aus meiner Jugend sind mittlerweile verstaubt und vergessen wie Vision of Escaflowne oder haben Legenden-Status wie Dragonball oder Cowboy Bebop. Ihr kennt es: Der Kram, den dein Vater mal gefeiert hat. Meine Liebe zum Anime ist über die Jahre zu meinem persönlichen One Piece geworden: Ich sehe es ständig, ich will es und doch schiebe ich es immer wieder vor mir her. Doch ein aktueller Hype hat mich nach Cyberpunk Edgerunners und Attack on Titan endlich mal wieder um den Finger gewickelt: Solo Leveling.

In seinem Kern ist es die klassischste Underdog-Geschichte, die man sich vorstellen kann. Der Clou: Was kommt dabei heraus, wenn man die Spielmechaniken von Rollenspielen nimmt und daraus eine Serie kreiert? Eines schaurigen Tages öffnen sich auf der ganzen Welt schwebende Portale, durch die man Dungeons betritt und auf unzählige Monster und Dämonen in unterschiedlichen Stärkegraden trifft. Für die meisten sind sie ein sicheres Todesurteil, doch einige wenige erwachen mit besonderen Kräften, die sie zu Tanks, Magiern oder Heilern machen.

Diese „Hunter“ werden von Dungeon zu Dungeon entsendet, um die Portale schließen und die Welt zu schützen. Der junge Sung Jinwoo ist der schwächste aller Hunter. Doch durch einen irren Zufallsfund erhält er eine außergewöhnliche Fähigkeit, die außer ihm niemand besitzt: Er kann aufleveln! So verfolgen wir das Leben des Emporkömmlings Level für Level, während er vom Nobody zum weltberühmten S-Rang-Hunter aufsteigt.

Keine Folge endet ohne Cliffhanger. Man kann gar nicht anders als gleich zur nächsten Folge weiterzuschalten. Wie bei einem triefenden Burger, dem ich nicht widerstehen kann. Der lustige Level-Lauf wurde zum abendlichen Ritual, ohne das ich nicht einschlafen wollte. Die peitschende Musik, der detailreiche Animationsstil und die rasanten Kämpfe verwandelten die Serie in ein schwarzes Loch, das die Zeit verschlang.

Ich als Rollenspiel-Hase hatte meinen neuen Lieblings-Anime gefunden. Hätte ich diese Kolumne geschrieben, als ich mitten in Staffel 1 war, hätte ich sie bei Kerzenschein mit Schreibfeder auf Pergamentpapier verfasst und den Umschlag parfümiert, versiegelt und einer Brieftaube übergeben. Aber man soll den Tag ja nicht vor dem letzten Dungeon loben. Spätestens in der zweiten Staffel war die heiße Honeymoon-Phase passé.

Im uralten Filmklassiker Die Reifeprüfung gibt es diese Szene, in der Dustin Hoffman die Frau seiner Träume vor der Ehe mit einem anderen bewahrt und mit ihr in eine ungewisse Zukunft flieht. Doch statt Happy End sitzt das frische Pärchen im Bus und stellt fest, dass sie sich alles ganz anders vorgestellt haben. Zweifel macht sich breit. So erging es mir mit Solo Leveling.

Hach, was wäre hier nur möglich gewesen?

Die Serie beschränkt sich dann doch zu sehr auf seine Macht-Fantasie und wird repetitiv. Spätestens wenn dann ein Oberbösewicht motivationslos aus dem Hütchen gezaubert wird, verbleibt im pseudo-epischen Finale nur ein müdes Gähnen. Aber ist das schlimm? Nein. Manchmal rebellieren Körper und Verstand, während die Seele Fast Food braucht.

Solo Leveling, du bist nicht perfekt und ich bin es auch nicht. Aber Mensch, hatten wir eine fantastische Zeit zusammen.

Bilder: Alper K. Turfan

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