„Mutig sein kann man lernen“
Speaker, Coach und Buchautor Patrick Herrmann von der Mutstifter Akademie gibt flin im Interview Antworten auf die Frage: „Was ist eigentlich Mut?“
flin: Herr Herrmann, was bedeutet es überhaupt, mutig zu sein?
Herrmann: Wissenschaftlich betrachtet gibt es drei Säulen, die definieren, ob eine Handlung mutig ist oder nicht. Erstens gehört zum Mutigsein die Überwindung von Angst, dass ich es also schaffe, etwas zu tun, obwohl ich Angst davor habe. Die zweite Säule ist das Eingehen eines Risikos, also wenn ich mich zum Beispiel in eine Gefahrensituation begebe oder schlicht nicht genau weiß, was auf mich zukommt. Und die dritte Säule nennen wir mal Werte. Dabei geht es darum, dass ich etwas moralisch Positives tue. Wenn es also zum Beispiel moralisch lohnendes Handeln für mich ist, anderen Menschen zu helfen, dann bin ich auch mutig.
Im Alltag oder im Beruf kommen wir ja immer wieder in Situationen, die uns unsicher oder ängstlich machen. Wie schafft man es, sich diesen Ängsten zu stellen?
Am besten stelle ich mir selbst die Frage, was das Schlimmste wäre, was passieren kann, wenn ich mich einer bestimmten Situation stelle. Oft sind die Konsequenzen nämlich gar nicht schlimm und ich merke, dass meine Angst unbegründet ist und ich eigentlich gar nicht so furchtbar viel Mut benötige, um eine Sache zu bewältigen. Dann frage ich mich im nächsten Schritt, was das Beste ist, was aus einer Situation resultieren kann. Vielleicht macht mich diese Sache ja glücklich oder stolz. Entscheidend ist es allerdings, ein Ziel zu haben. Denn das hilft mir dabei, fokussiert zu bleiben und mutig an Dinge heranzugehen.
Kann man lernen, mutig zu sein?
Ja, kann man. Und das gilt für die unterschiedlichsten Situationen. Wenn ich beispielsweise sehr introvertiert bin, kann ich mutiger werden, indem ich immer wieder auf andere zugehe. Oder wenn ich Angst habe, vor vielen Leuten zu sprechen, kann ich das erst mal mit zwei guten Freunden üben, später erhöhe ich die Zahl auf fünf Personen und steigere das Ganze Schritt für Schritt. So werde ich mit der Zeit immer sicherer. Es geht also darum, sich seinen Ängsten zu stellen. Denn trotz einer Angst zu handeln, vermittelt dem Gehirn neue Impulse. Und wenn ich in einer Situation mutig war, gibt mir das fürs nächste Mal erneut ein gutes Gefühl.
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